An meine Rose
Frohlocke, schöne junge Rose, Dein Bild wird nicht verschwinden, Wenn auch die Glut, die dauerlose, Verweht in Abendwinden. So süßer Duft, so helle Flamme Kann nicht für irdisch gelten, Du prangst am stolzen Rosenstamme, Verpflanzt aus andern Welten. Aus Büschen, wo die Götter gerne Sich in die Schatten senken, Wenn sie in heilig stiller Ferne Der Menschen Glück bedenken. Darum mich ein Hinübersehnen Stets inniger umschmieget, Je länger sich in meinen Thränen Dein holdes Antlitz wieget. O weilten wir in jenen Lüften, Wo keine Schranke wehrte, Daß ich mit deinen Zauberdüften Die Ewigkeiten nährte!
Nikolaus Lenau
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